Offene Arme oder spitze Ellenbogen?

Offene Arme oder spitze Ellenbogen?
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Die Buchmesse Leipzig 2017 war mein sechster Besuch einer Buchmesse als Autorin. Auch wenn es jedes Mal wieder ungewiss ist, was mich erwartet, so bin ich doch nicht mehr ganz neu. In diesem Jahr hatte ich erstmalig sogar ein offizielles Amt. Dennoch erinnere ich mich sehr gut daran, wie eingeschüchtert ich bei meinen ersten Messebesuchen war. Daher lauschte ich den Schilderungen von Gabi Dallas, wie sie ihren ersten Messebesuch erlebt hatte und bat sie, dieses Erlebnis für euch aufzuschreiben. Viel Spaß damit.


Zuerst einmal allein


Wie kam es eigentlich dazu, dass ich am 23. März 2016 mein Wohnmobil hinter der Halle 5 der Leipziger Buchmesse abstellte und mich auf den Weg zum Stand des Selfpublisher-Verbandes machte? Ganz einfach. Im Juni letzten Jahres drängte mich das Leben zu einem Schritt, der sich nicht länger hinauszögern ließ. Mein Debüt-Roman »Nie weit genug« musste raus - schnell und auf eigene Kappe. Nur hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich mein Vorhaben angehen sollte. Und ich hätte es nicht geschafft, wären da nicht der Selfpublisher-Papst, Matthias Matting, und seine Selfpublisher-Bibel.
Selfpublishing-Pabst Matthias Matting und Gabi Dallas

Selfpublishing-Pabst Matthias Matting und Gabi Dallas

Den Widrigkeiten meines Wild-West-Internets trotzend quälten sich die Videosequenzen Nacht für Nacht durchs Nadelöhr meiner Verbindung. Von der Idee des Schreibens bis zum Abrechnungsformular zeigte mir Matting Schritt für Schritt die gangbaren Wege wie auch die harten Fakten auf. Das brachte Licht ins Dunkel. In kürzester Zeit bekam ich das Rüstzeug für E-Book-Erstellung und Print an die Hand, lernte über Vermarktung, Rechtliches, ISBN, Impressum und Co. Wenn ich mich dennoch verloren glaubte im Dschungel der Möglichkeiten, trafen die Antworten auf meine Fragen in Überschallgeschwindigkeit ein und halfen weiter. Klares Statement: Ohne den Selfpublisher-Pabst wäre es nicht gelungen, Anfang Oktober 2016 sowohl das E-Book veröffentlicht zu haben als auch das gedruckte Buch in den Händen zu halten, um damit auf Lesereise zu gehen. Deshalb geschah es mehr aus Dankbarkeit als aus einer Vorstellung von dem, was mich erwartete, dass ich im Dezember 2016 dem Selfpublisher-Verband beitrat.

Dann ging es los


Prompt kamen die ersten E-Mails von Vera Nentwich, der frisch gekürten Geschäftsführerin des Selfpublisher-Verbandes. Einladungen zu Regionaltreffen, zur Abgabe der eigenen Stimme um neuen Werbeauftritt und dann eben zum Besuch der Buchmesse Leipzig. Ich sah die Chance, mein Erstlingswerk auf der Buchmesse zu präsentieren, meine MitstreiterInnen im hart umkämpften Buchmarkt kennenzulernen und Matthias Matting persönlich zu danken. Doch wie würde es sein, denen zu begegnen, die sich schon lange auskannten mit Buchveröffentlichungen? Lesungen und eine Leserunde bei Lovelybooks hatten mir inzwischen viele herzerwärmende Rückmeldungen beschert. Was aber würden die alten Hasen sagen? Würden meine Fragen womöglich belächelt? »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es«, dachte ich und meldete mich an.

Als Neuling zur Buchmesse?


Zwanzig Jahre Messeverantwortung im Maschinenbau hatten mich gelehrt, dass sich auf Messen jeder wichtig fühlt. Doch dieses Wissen half nicht gegen die Unsicherheit, mit der ich in Leipzig die Messehalle durchschritt und auf den Stand des Selfpublisher-Verbandes zuhielt. Links und rechts von mir Stände namhafter Verlage und Dienstleister, Diskussionsforen, Interviews, Lesungen, Autoren im Gespräch mit ihren Fans. Vertrautes Terrain für die Profis. Nicht jedoch für mich. Wie kann man sich inmitten all dieser Menschen nur so verloren fühlen? Also erstmal dorthin, wo ich angemeldet war. Dort in Gang D, dort musste es sein.

Glücklicherweise hatte ich einen Anlaufpunkt auf der Messe


Ein Fernsehteam scharrte sich um Vera Nentwich, als ich am Stand des Selfpublisher-Verbandes eintraf. Man hielt die Kamera auf sie gerichtet und ich gebührenden Abstand. Erst als das Team weiterzog und der Menschenauflauf sich zerstreute, wagte ich mich näher heran, setzte den ersten Schritt auf die Standfläche und wurde mit offenen Armen empfangen. Der Austausch mit meinen Self-Made Kolleginnen und Kollegen entwickelte sich sofort. Ich lernte schnell eine ganze Reihe beeindruckender Persönlichkeiten kennen. Es braucht nicht viel um festzustellen, dass der Reichtum des Verbands sich aus der bunten Vielfalt und den unterschiedlichen Stärken seiner Mitglieder nährt. Aus der Bereitschaft, einander am eigenen Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen auf einem Weg, den jeder auf individuelle Weise beschreitet und doch demselben Ziel zustrebt: Seine LeserInnen finden und von ihnen gefunden werden.

Eine Messe bietet Eindrücke über Eindrücke


In den nächsten Tagen prasselten Unmengen an Eindrücken auf mich ein. Ich erlebte mit, wie beim Meet & Greet der Fantasie keine Grenzen gesetzt waren, um die Fans zu beglücken und zu beschenken. Janina Venn-Rosky, die ihre Cover so gelungen selbst gestaltet, dass sich die Leserinnen wie magisch angezogen auf ihre Karten und Lesezeichen stürzten. Frank Rösner, der seinen Reiseführer (durch den Südwesten der USA) zum Nachreisen mit großem Erfolg in die Buchhandlungen bringt. Cliff Allister mit dem ich einst sogar eine Inselnachbarschaft in der Karibik teilte, schafft es sogar von Ägypten aus, sich einen Namen unter den Science-Fiction-Autoren zu machen. Krimi-Autor Roland Kirsch verbindet genau wie ich das Schreiben und die Musik. Vera rockte mit einer Lesung aus ihrem neusten spritzig-humorvollen Krimi in Leipzig die Bühne und erntete großen Beifall. Thriller-Autorin Patricia Prudenzi fotografierte, dokumentierte und postete unermüdlich alle Highlights rund um den Stand und seine Mitglieder. Ich kann sie nicht alle erwähnen, zumal ich noch lange nicht alle kennengelernt habe. Dass aber die Mitfreude an den Erfolgen der anderen (wohl die klügste Form der Freude, man geht nie leer aus) dem Selfpublisher-Verband Wege in eine erfolgreiche Zukunft ebnen wird, daran besteht für mich kein Zweifel.
Ganz klar war der Erfolg des Messeauftritts auch der Schirmherrschaft von Ruprecht Frieling geschuldet. An allen Messetage moderierte der Gründer des Internet-Buchverlags zielsicher und einfühlsam durch Interviews mit Verbandsmitgliedern vor interessiertem Publikum zum Thema „Lektorat und Selfpublishing“ und holte dabei eine ganze Reihe von Erfolgsautoren auf die Bühne. Denn die gibt es im Selfpublishing. Natürlich hab ich geforscht und im „Bücherprinz“ geschnuppert. Ruprecht, wir hätten uns in diesem Leben auch an so manch anderem Ort über den Weg laufen können.

Der Besuch hat mich um eine Familie bereichert


Zwei Tage nach Toresschluss bin ich noch immer beseelt von den Tagen und auch Abenden in Leipzig.  Vor den Seiten, die für den zweiten Teil meiner Marleen Odyssee noch zu füllen sind, sitze ich zwar wieder allein. Aber jetzt weiß ich, dass sie alle da sind, ebenfalls allein vor ihren Bildschirmen. Ich bin jetzt Teil dieser Familie, deren Mitglieder dem Schreiben verfallen sind. Mails blinken auf, auf Facebook tauscht man sich in der geschlossenen Gruppe aus, freut sich aufs Wiedersehen in Frankfurt. Ideen zu noch mehr sinnvoller Vernetzung und gegenseitiger Unterstützung entstehen und ich zermarterte mir das Hirn, was ich in Zukunft dazu beitragen kann.

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