Self-Verleger Andreas Hollender

Self-Verleger Andreas Hollender
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Im April fand der erste Self-Publishing-Day statt. Im Jahr 2015 geht es weiter. Am 25. April 2015 sind alle Interessierten nach Münster zum zweiten Self-Publishing-Day eingeladen. Initiiert und organisiert wird diese Veranstaltung von der Firma neuDENKEN Media UG in Regensburg. Der Geschäftsführer Andreas Hollender schildert in einem Interview seine Sicht auf Self-Publishing.

Was bedeutet Ihnen Self-Publishing?

Für mich hat Self-Publishing eine ganz eigene Bedeutung. Ich selbst sehe mich als Self-Publisher, der nicht selbst schreibt. Self-Verleger würde es wohl am besten beschreiben. Da ich Verleger bin, könnte man eigentlich meinen, dass ich selbst mit Self-Publishing nichts anfangen kann. Das ist natürlich nicht so, denn der Unterschied zu einem Self-Publisher liegt eigentlich nur darin, dass ich selbst keine Texte verfasse. Angefangen mit einem Team von knapp 40 Autoren habe ich all meine Erfahrung selbst gesammelt. Marketing, eBook-Formatierung, Kontakte zu Autoren, Amazon, Distributoren, Satz, Layout, Korrektorat und Co musste auch ich wie ein Self-Publisher erlernen und versuchen, die von den Autoren eingereichten Manuskripte zu veröffentlichen. Daraus entstand der heutige Verlag mit allem was dazugehört und am Ende auch die Idee zum Self-Publishing-Day in Würzburg.

Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren? Welche Bedeutung wird Self-Publishing in fünf oder zehn Jahren haben?

Schon jetzt ist eine deutlich steigende Tendenz der Self-Publisher zu vernehmen und es wird immer mehr Autoren geben, die den eigenen Weg gehen wollen und werden. Denn es werden sich weitere Poppy J Andersons oder Hanni Münzers entwickeln und mit ihrem Erfolg auch Verlagstitel überholen. Die Meinung, dass unter den Selbstverlegern die Qualität leidet, teile ich nur bedingt. Natürlich wird es auch Autoren geben, die mit wenig Aufwand viel erreichen möchten, was aber als Self-Publisher unmöglich ist. Daher glaube ich ganz klar, dass die Anzahl der erfolgreichen Self-Publishing-Autoren weiter zunehmen wird und sich am Ende die durchsetzen werden, die das Talent und den Mut haben, das Schreiben und Verlegen professionell anzugehen. Dennoch entscheidet am Ende der Leser, welches Werk erfolgreich ist und welches eben nicht.

Mit dem Self-Publishing-Day unterstützen Sie den Weg zu mehr Professionalität mit einem gesteigerten Austausch der Beteiligten. Wo krankt es Ihrer Meinung nach derzeit am meisten? Was müsste sich zuerst ändern?

Durch die eigenen Erfahrungen erschloss sich mir schnell, dass es nicht wirklich ein Netzwerk unter den Self-Publishern gibt und das sehe ich als größtes Problem. Zu viele verstecken sich in der digitalen Welt ohne persönliche Kontakte zu anderen Autoren. Vor allem die einschlägigen Facebook-Gruppen sehe ich mit gemischten Gefühlen. Gerade was den Umgangston und das Miteinander angeht. Ich habe in den Wochen nach dem Self-Publishing-Day über Facebook gesehen, dass sich die Teilnehmer vernetzen, austauschen und gegenseitig helfen. Unter den Teilnehmern am ersten SPDay in Würzburg herrscht nun reger Austausch, es werden Aufträge untereinander vergeben und in geschlossenen Facebookgruppen wirklich geholfen. Auch an den Teilnehmern des Tages konnte man erkennen, dass ein Treffen und der Zusammenschluss der Szene fehlen. So waren auch Journalisten, Interessierte und gar ein Leser vor Ort, um die eigene Neugierde über das Self-Publishing zu stillen. Man wollte entdecken, wie eigentlich Autoren so sind. Daher auch ein weiterer Self-Publishing-Day 2015 in Münster.

In Ihrer Firma bieten Sie Interessierten die komplette Erstellung eines Buches an, bis hin zum Ghostwriting. Was bedeutet Ihnen persönlich das Buch als Medium?

Begonnen haben wir im Verlag mit reinen eBook-Projekten. Mit unseren Autoren, die meist Unternehmer sind, haben wir schnell gemerkt, dass ein gedrucktes Buch unbedingt notwendig ist. Auf Seminaren, im eigenen Geschäft oder auf Vorträgen lassen sich im persönlichen Kontakt zu den Lesern nur schwer eBooks bewerben. Hier braucht man das Papier. Auch bei unseren Kochbüchern wollen die Leser auf jeden Fall das Buch. Das eBook ist eine tolle Alternative und eine weitere Möglichkeit für Leser, immer und überall das Buch in der Hosentasche dabei zu haben. In manchen Situationen des täglichen Lebens ist eben immer noch das Buch praktischer als das eBook. Daher wird es immer beide geben. Auch wenn sich die Meinungen sehr teilen und es viele Skeptiker dem eBook gegenüber gibt, hat es sich dennoch auf dem Markt durchgesetzt, weil es viele Leser gibt, für die ein eBook einfach praktischer ist. Für mich persönlich ist beides sehr wichtig. Gerade Fachbücher lese ich lieber in gedruckter Form. Ich kann damit besser arbeiten und mir die Inhalte besser einprägen. Als Verleger finde ich das eBook eine weitere großartige Möglichkeit, Menschen mit unseren Werken zu erreichen und das weltweit!

Was lesen Sie persönlich gerne? Welchen Stellenwert haben Bücher von Self-Publishern in Ihrer Bibliothek?

Oftmals kommt das Lesen zu kurz, weil mir die Zeit fehlt. Deshalb steige ich für lange Autofahrten schon einmal auf Hörbücher um. Aber Priorität in meinem Bücherregal haben Sachbücher, durch diese kann ich meinen Wissenshunger stillen und meine persönliche Weiterentwicklung fördern. Natürlich ist es eine besondere Bereicherung in meiner Bibliothek, zum Beispiel Honigtot von Hanni Münzer mit Widmung stehen zu haben. Oder Werke anderer Autoren, die mir stolz ihre Bücher überreichten. Sie können sich sicher vorstellen, dass ich als Verleger nicht in die Situation der Bücherarmut kommen werde. Nur bedaure ich es sehr, diese großartigen Werke von großartigen Autoren aus Zeitmangel nicht immer lesen zu können.

Andreas Hollender

Andreas Hollender

Andreas Hollender ist Geschäftsführer der neuDENKEN Media UG. Seine Heimatverbundenheit zu Regensburg und Bayern zeigt er mit seinem Leitspruch: "Nur wenn ma sei eignes Biachl liabt, werdens a andere Leid liabn."

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