Wenn Ideen fehlen

Wenn Ideen fehlen
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„Du hast doch immer so viele Ideen“, sagte mein Bruder letztens, als er mich um Hilfe bat. Es mag anderen so vorkommen, dass ich viele Ideen habe. Ich selbst empfinde dies nicht so. Im Gegenteil, oft genug fällt mir gar nichts ein. Ich sitze da, grübele und grübele, und es will einfach keine Eingebung kommen. Woran liegt das?

Das Gehirn hört nicht auf, zu denken.

Nicht denken, geht nicht. Also muss mein Gehirn auch in den Momenten, in denen mir nichts einzufallen scheint, etwas produzieren. Aber es dringt nicht in mein Bewusstsein. Irgendetwas hält die Gedanken davon ab.
Wer kennt es nicht, dass Gedanken sogleich verworfen werden, weil sie nicht gut, nicht ausführbar oder aus anderen Gründen nicht nützlich erscheinen. Oftmals geschieht dieses Verhindern so schnell und unbewusst, dass man es gar nicht mehr merkt. Geistesblitze, die im Gehirn entstehen, werden bereits in Bruchteilen nach ihrem Entstehen abgebremst. Da hilft nur eines:

Bremsen lösen.

Beim Schreiben passiert es mir immer wieder. Ich bin bei einer Szene an eine Stelle gelangt, an der es einfach nicht weitergehen will. So sehr ich auch grübele, es fällt mir kein Weg ein, der zu passen scheint. In diesen Fällen habe ich mir angewöhnt, mir eines deutlich ins Bewusstsein zu rufen:

Es ist meine Geschichte.

Ich erschaffe die Welt und in dieser Welt kann ich tun und lassen, was ich möchte. Wenn ich möchte, dass Aliens auf dem Marktplatz landen, kann ich dies tun. Dieser Gedanke befreit mich im Regelfall und ich beginne, auch die augenscheinlich unmöglichen Gedanken zuzulassen. Natürlich haben alle Entscheidungen, die ich an diesem Punkt treffe, Auswirkungen auf den Rest der Geschichte. Es muss gar nicht eine solche grundlegende Wendung, wie die gelandeten Aliens sein. In meinem aktuellen Projekt stand ich plötzlich vor dem Punkt, dass eine Figur ein Auto benötigte. Zuerst grübelte ich, welches Model wohl passen könnte. Ich konnte mich nicht entscheiden. Dann befreite ich mich von den Zwängen und folgte einfach meinem spontanen Gefühl. Die Person bekam einen Aston Martin, das James-Bond-Auto. Natürlich ist dies ein Statement und ich musste im Nachgang überprüfen, ob zu dieser Figur, wie ich sie mir bisher vorgestellt hatte, ein solches Auto passen könnte. Letztlich ist es, wie in einem Schachspiel. Man macht einen Zug und viele Züge später stellt man entweder fest, dass man in einer Sackgasse hängt, oder dass dies der entscheidende Schritt zum Sieg war. Im Gegensatz zum Schachspiel ist beim Schreiben aber dann nicht alles verloren. Ich kann schlimmstenfalls einfach zurückgehen, das Auto ändern und es erneut probieren.

Einfach weiterschreiben.

Das Wichtigste im Falle eines Hängers, bei dem einem einfach nichts einfallen will, ist, einfach weiterzuschreiben. Die Personen sind gerade irgendwo. Sie bleiben nicht starr stehen. Sie tun irgendetwas. Das mag sich irgendwann als nicht nützlich für die Geschichte herausstellen, an in diesem Moment hilft es, die Starre zu verlassen. Oft genug entstehen aus diesen Situationen die tollsten Einfälle.

Bewegung hilft.

Nicht nur die Bewegung der Figuren meiner Geschichte hilft, zu neuen Erkenntnissen und Ideen zu kommen. Die eigene Bewegung ist ebenfalls nützlich. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Laufen durch die Wohnung dazu führt, dass wieder Ideen sprudeln. Jeder kennt das belebende Gefühl nach einem Spaziergang oder einer Joggingrunde. Aber selbst, wenn man sich nicht selbst bewegt, sondern mit dem Auto eine Runde dreht, bringt es die Gedanken in Schwung. Wichtig ist dann nur, schnell die Ideen auf ein Diktiergerät oder ins Handy zu sprechen. Natürlich nicht während der Fahrt!

Nun ist aber genug geschrieben. Ich muss eine Runde um den Block gehen, denn ich brauche noch jede Menge Ideen. Ich werde euch berichten.

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