Was alle bei Lesungen vergessen

Was alle bei Lesungen vergessen
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Es gibt viele Anleitungen, worauf man bei Lesungen achten muss. Da wird die richtige Sprechweise geübt, gelernt, Pausen zu machen, und der Text für die Lesung präpariert. Selbst darüber, ob man nun stilles Mineralwasser oder Sprudel auf dem Tisch vor sich stehen haben sollte, wird diskutiert. Doch das wirkliche Ziel einer Lesung wird immer wieder außer acht gelassen.


Warum machen Autoren Lesungen?


Wer einmal ein Buch geschrieben hat, kommt früher oder später an den Punkt, auch einmal eine Lesung zu machen. Nicht jeder tut dies gerne, aber es gehört zum Autorendasein irgendwie dazu. Ein Grund ist natürlich, damit Werbung für das eigene Werk zu betreiben. Ein anderer Antrieb kann sein, darüber mit den Lesern direkter in Kontakt zu kommen. Ich mag es zum Beispiel, die Reaktion der Zuhörer bei einzelnen Szenen zu erleben. Alles hehre Beweggründe und persönlich kann ich nur jeder Autorin und jedem Autor empfehlen, Lesungen zu machen. Dabei darf man neben allen eigenen Gründen das wesentliche Ziel einer Lesung nicht vergessen.

Warum kommen Zuschauer zu einer Lesung?


Auch da lassen sich einige Gründe aufzählen. Bei bekannteren Autoren möchten die Menschen ihn vielleicht aus der Nähe erleben. Womöglich sind sie auch einfach nur von Freunden mitgeschleppt worden. Es kann auch sein, dass sie das Thema des Buches interessiert und sie mehr erfahren möchten. Es ist aber auch möglich, dass schlicht nichts Vernünftiges im Fernsehen lief und sie sich zur Lesung verirrt haben. Es ist ganz egal, was sie dazu gebracht hat, genau an diesem Abend von der Couch aufzustehen, sich auf den Weg zu machen und genau zu deiner Lesung zu kommen. Sie haben alle nur einen Wunsch: Sie möchten einen schönen Abend verleben.

Publikum will sich nicht quälen


Niemand geht aus dem Haus, fährt zu einer Veranstaltung, bezahlt womöglich noch Eintritt, um sich dann stundenlang zu langweilen. Nein, man möchte eine schöne Zeit verleben. Und bei allen eigenen Gründen, eine Lesung zu machen, muss es daher das vorrangigste Ziel sein, diesen Wunsch zu erfüllen. Daher ist dies das wirkliche Ziel einer Lesung:

Das Ziel einer Lesung ist es, das Publikum zu unterhalten.


Bei aller Vorbereitung muss ich mir daher immer die Frage stellen, ob ich diesem Ziel wirklich diene.

Menschen unterhalten heißt Emotionen auslösen


Emotionen sind das A und O

Emotionen sind das A und O.

Ob ein Zuschauer sich unterhalten fühlt oder nicht, hängt davon ab, was er empfindet. Es geht um Gefühle, um Emotionen. Nur so kann ich Menschen erreichen. Ich muss diese Emotionen auslösen. Das kann Lachen und Freude sein. Oder auch Spannung oder Grusel. Ergriffenheit für ein Schicksal ist eine Emotion, genau wie die Neugier, wenn mich ein Thema packt. Alle technische Vorbereitung auf eine Lesung dient nur dem einen Zweck, diese Emotionen entstehen zu lassen.
Es genügt also nicht, fehlerfrei durch den Text zu kommen und ansonsten hinter dem Buch vergraben hinter einem Tisch zu sitzen. Es ist auch keine gute Herangehensweise, den Zuhörern mit Gewalt die tiefere Botschaft des Buches einhämmern zu wollen. Man muss die Menschen öffnen, die extra für diesen Anlass ihr Zuhause verlassen und sich auf den Weg gemacht haben, um deine Lesung zu erleben. Sie müssen die Botschaft von alleine spüren. Alles andere ist nutzlos.

Du bist nicht die Hauptperson bei der Lesung


Mag merkwürdig klingen, weil du dies in den Augen des Publikums natürlich bist. Doch für dich muss es umgekehrt sein. Dein ganzes Augenmerk muss darauf liegen, dem Publikum einen wunderbaren Abend zu bescheren. Ich will es noch deutlicher sagen: Es ist deine verdammte Pflicht, das Publikum zu unterhalten.
Wenn du dir dies vor Augen führst und darüber nachdenkst, was das Publikum braucht, um sich unterhalten zu fühlen, dann bin ich sicher, wirst du bei deinen Auftritten anders agieren und zufriedene Menschen nach Hause schicken.

Mein Tipp


Die nächste Gelegenheit, mich live zu erleben, gibt es übrigens am 28. Juni 2018 in der Willicher Buchhandlung zur Buchstartparty von "Tote Bosse singen nicht".
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